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Hamburg Ermittlung

Priester soll Ministranten missbraucht haben

Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen katholischen Priester. Er steht unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Ein Gemeindemitglied hatte gegen den Geistlichen Anzeige erstattet. Die Beweise sollen erdrückend sein. Der Priester wurde vom Dienst suspendiert.

Ein schwerer Verdacht erschüttert die katholische Kirche in Hamburg. Ein in der Hansestadt tätiger Priester ist durch Erzbischof Werner Thissen am Donnerstag vom Dienst beurlaubt worden, weil gegen den Geistlichen der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs erhoben wird. Der vermutlich homosexuelle Priester soll sich an Ministranten vergangen haben. Dies wäre der erste Fall dieser Art in der katholischen Diözese.

„Ich bin sehr betroffen, dass ein Priester unserer Kirche unter einem solchen Verdacht steht“, sagte Thissen am Donnerstag. Der beschuldigte Priester sei „zum Schutz möglicher Opfer und aus Fürsorge für den Verdächtigten“ beurlaubt worden. Der Geistliche stammt aus Polen und gehört einem anderen Bistum an. Thissen hat dessen Bischof von dem Verdacht informiert.

Die Hamburger Staatsanwaltschaft bestätigte, dass eine Anzeige gegen den Priester vorliegt, der man nachgehe. „Uns liegt eine Anzeige wegen eines Vorfalls aus dem Jahr 1999 vor“, sagt Rüdiger Bagger, der Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft. „Dabei geht es um das Küssen und unsittliche Berührungen eines von Namen und Alter uns zurzeit unbekannten Jungen.“


Der Kaufmann Christoph Stobinski, Mitglied des Pastoralrats des Erzbistums Hamburg, hatte über seinen Rechtsanwalt Wolfgang Vehlow Strafanzeige erstattet. Stobinski benannte Zeugen und führte auch einen Briefwechsel des betroffenen Priesters an, der von 1999 bis in die jüngste Zeit reichen soll. Diese Briefe sollen laut Vehlow eindeutig belegen, dass der Missbrauchsvorwurf begründet sei. Allerdings hat Stobinski nach bisherigem Ermittlungsstand die Taten selbst nicht gesehen. „Die Vorwürfe sind ungeheuerlich, die Beweise schwerwiegend“, so Vehlow. Mögliche Opfer haben bislang allerdings keine Anzeige erstattet.

Nach einem Bericht des „Abendblatts“ war die Strafanzeige Anlass der Ermittlungen. Antragsteller Stobinski ist Präsident des „Polish Business Clubs Hamburg“. Er sagt: „Ich kann es persönlich nicht verantworten, dass weiterhin Kinder missbraucht werden.“ Mehrere Zeugen hätten konkrete Vorwürfe gegen den polnischen Priester erhoben. Diese richteten sich im Kern nicht gegen die angeblich aktiv ausgelebte Homosexualität des Pfarrers, sondern gegen den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen.

„Wenn junge Menschen durch einen Priester zu Schaden gekommen sind, bedauern wir das zutiefst“, zeigte sich Erzbischof Thissen betroffen. Man werde alles tun, um möglichen Opfern zu helfen.

Er bekräftigte, das Erzbistum handele auf Grundlage der „Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche“ der Bischofskonferenz. Danach wird solchen Vorwürfen sofort nachgegangen. Sollten sich diese bestätigen, befasst sich der Apostolische Stuhl damit. Opfer sollen menschliche, therapeutische und pastorale Hilfen erhalten. Täter werden einer Kirchenstrafe unterzogen und dürfen nicht mehr mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten.

Der Erzbischof erklärte, er habe erst am Mittwoch durch Medienanfragen von den Vorwürfen erfahren und sich an die Staatsanwaltschaft gewandt, mit der man in vollem Umfang zusammenarbeiten wolle. Nicht erklären konnte sich der Sprecher des Erzbistums, warum sich Stobinski nicht zuerst an den Bischof gewandt habe, bevor er Strafanzeige stellte.

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